MENU

06.05.2014: Europäisches Parlament: spannend, engagiert und vielseitig - ein Besuch in Brüssel

Laute Diskussionen und ernste Verhandlungen im europäischen Parlament – das mag nichts Neues sein – aber wenn junge Menschen aus verschiedenen Kolpingverbänden an diesem Ort dabei sind, überrascht es doch.


Im Europäischen Parlament sind über 100 engagierte Jugendliche in einem Rollenspiel dabei, den Ausgleich zu finden zwischen den unterschiedlichen Interessen der Parteien, der Nationalstaaten und dem Gemeinwohl. Im Parlament ist es bereits eine Herausforderung, sich auf eine gemeinsame Linie zu einer vorgeschlagenen Richtlinie der Europäischen Kommission zu verständigen. Doch wenn dann noch der Ministerrat der EU (Minister aller Mitgliedsstaaten) mit ihren eigenen Blickwinkeln dazu kommen – und sich die Kommission wenig verhandlungsbereit zeigt, wird deutlich, wie schwierig das Leben eines europäischen Parlamentariers ist. Doch die jungen Menschen beweisen Konsensfähigkeit – und am Ende wird eine deutlich geänderte Richtlinie verabschiedet.

Damit endet ein lehrreicher und intensiver Tag im Europäischen Parlament. Insgesamt sind über 100 junge Menschen aus 15 europäischen Ländern angereist. Einige junge Menschen sind aufgewachsen in der europäischen Union  wie die Teilnehmer aus Frankreich, Belgien und Deutschland, andere sind bei den Osterweiterungen 2004 oder 2007 dazu gekommen (z.B. Polen, Slowenien, Rumänien) und für andere stellt die europäische Union noch ein Ziel dar – wie für die Teilnehmer aus der Ukraine, Serbien und dem Kosovo.

Neben dem besseren Verständnis für die Zusammenarbeit der europäischen Institutionen, boten Experten einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung und aktuelle Themen. Bewegend war die Rede des über 90jährigen Paul Collowald, der an das ursprüngliche Ziel – Frieden – und die Rede von Robert Schuman vom 9. Mai 1950 erinnerte. Wie fragil Frieden ist, haben alle Redner aufgegriffen, wenn sie die Situation in der Ukraine analysierten und daran die Herausforderung der EU beschrieben. Auch in dem Gespräch mit Kandidaten für die bevorstehenden Europawahlen war dieses Thema – neben wirtschaftlichen und sozialen Fragen  ein wichtiger Schwerpunkt.     

Der interkulturelle Abend – gestaltet von den Teilnehmern – war ein weiteres Highlight. Es gab französischen, polnischen und slowakischen Käse, Wurst aus Ungarn und der Ukraine, Süßigkeiten aus Serbien, Slowenien und dem Kosovo sowie  Bier aus Belgien. Dazu sangen und tanzten die Teilnehmer, erzählten Witze und von den Schönheiten ihrer Länder.

Der letzte Tag stand unter der dem Motto von europäischer Bürgerschaft und Engagement für Europa. Pater Patrick Daly, Generalsekretär der Kommission der europäischen Bischofskonferenz,  hielt eine eindrückliche Rede, in der er der Frage der Identität nachging – und nationalistische Tendenzen deutlich in Frage stellte. Außerdem ging er auf die christlichen Wurzeln Europas ein und warb für den Achtsamen Umgang und die Pflege zwischenmenschlicher Kontakte – insbesondere in Zeiten, wo „Identität“ dank facebook und anderer moderner Medien schnelllebig und fragil geworden ist.

Am Ende beschrieben einige Teilnehmer ihre Erfahrungen und schilderten, wie Mut machend und begeisternd die Tage waren – und wie der eigene Horizont ein Stück europäischer geworden ist.


Die europäischen Institutionen kennenlernen: ein Rollenspiel im Parlament

Gruppenfoto

Im europäischen Parlament

Die Geschichte Europas - ein Bericht von dem Zeitzeugen Paul Collowald

Pat Cox' mitreißender Vortrag zur Neugestaltung der Europaischen Union

Im Gespräch mit Kandidaten für die europäischen Wahlen

Der Wunsch der ukrainischen Teilnehmer